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Tierschutzverein

in tiefer Krise

BuetzowSchulden, Katzen in kritischem Zustand und ein Vorsitzender, der keine Aufgaben abgibt und dem alles entglitten zu sein scheint

Von Christian Jäger
BÜTZOW Vor rund einem Jahr hatten wir berichtet, dass der Tierschutzverein Bützow in einer Krise steckt und praktisch nur noch aus dem Vorsitzenden besteht. Seither erreichten die Redaktion mehrere Hinweise, dass die Krise noch viel größer als bislang angenommen ist.

Es kann einem in Bützow niemand die Frage beantworten, ob es den Verein überhaupt noch offiziell gibt. Eine Nachfrage beim Vereinsregister des Amtsgerichts Rostock ergab, dass der Verein dort noch geführt wird. Allerdings sind im amtlichen Register noch Namen im Vorstand erfasst, die zum Teil gar nicht mehr im Verein sind. Die letzte amtlich erfasste Notiz ist eine Satzungsänderung vom 26. Juni 2009. Da es nach Informationen der Redaktion seit mindestens sechs Jahren keine Mitgliederversammlung gab, könnte der Vorstand ohnehin ohne jegliche Legitimation im Amt sein. Vorstandsänderungen seien nicht gemeldet worden, heißt es aus dem Amtsgericht.

Mögliche Insolvenzverschleppung
Eine weitere Brisanz war von Kerstin Lenz, der Vorsitzenden des Tierschutz-Landesverbands zu erfahren. Der Verein habe Schulden in fünfstelliger Höhe. Während einer Versammlung zwischen dem Vereinsvorsitzenden, dem Landesverband, dem Veterinäramt und Bützows Bürgermeister Christian Grüschow im März vorigen Jahres sei das zur Sprache gekommen. Dabei sei auch besprochen worden, dass jemand aus dem Umfeld des Vereins einen Insolvenzantrag stellen sollte. Laut Insolvenzabteilung des Landgerichts Rostock ist ein solcher Antrag bis dato nicht eingegangen. Besonders heikel: Es ist nicht auszuschließen, dass sich der Vorstand sogar strafbar macht, indem er eine mögliche Insolvenz verschleppt. Und da als stellvertretender Vorsitzender auch noch ein Bützower im Vereinsregister geführt wird, der dieses Ehrenamt vor Jahren eben wegen all der bekannten Probleme abtrat, ist auch dieser noch haftbar, wie beim Amtsgericht Rostock zu erfahren war. Genau wie die zweite Stellvertreterin.

Kerstin Lenz: „Das ist kein Verein mehr“
Kerstin Lenz reagierte nicht unbedingt gefasst, als sie nach dem Tierschutzverein Bützow gefragt wird. Immer wieder habe sie versucht, konstruktive Gespräche anzuschieben, seit Jahren. Vergebens. Und nun: „Es gibt keine Gelder mehr, keine Jahresabschlüsse, keine Gemeinnützigkeit. Das ist kein Verein mehr“, erklärt die Landesverbandsvorsitzende. Ratlosigkeit klingt durch. Denn seit Jahren sei der Vorsitzende des Tierschutzvereins Bützow das Problem. „Der Verein ist inzwischen eine Beschäftigungseinrichtung für ihn und dem fast 90- Jährigen längst entglitten.“ Er sei nicht bereit, Dinge abzugeben. Das erklärten zahlreiche weitere Gesprächspartner gegenüber der Redaktion, auch Ex-Vereinsmitglieder. Sie kehrten dem Tierschutzverein den Rücken zu, obwohl ihnen der Tierschutz am Herzen liegt.
Vor geraumer Zeit wurde vom Verein auf Facebook ein Beitrag veröffentlicht. Darin wurde sich von dem sozialen Medium verabschiedet. Bereits im November 2018 erklärte der Verein via Facebook, über die Internetseite und und Facebook-Seite keine Vermittlungen mehr vorzunehmen und sich stattdessen bis auf Weiteres zurückzuziehen, da es „anhaltende Differenzen mit der Vereinsführung“ gab. Weder die Internetseite noch die Facebook- Präsenz wurden vom Vereinsvorsitzenden geführt. Im Gegenteil. Denn wie die Redaktion erfuhr, waren ihm beide Seiten ein Dorn im Auge, bedeutete es schließlich einen Machtverlust. Die Facebook-Seite gibt es inzwischen gar nicht mehr. Die Internet-Seite ist leblos.

Veterinäramt verhängte Aufnahmeverbot
Vermittlungen könnten derweil ohnehin nicht mehr durchgeführt werden. Wie Kerstin Lenz erklärte, seien unlängst ein Aufnahme- und ein Vermittlungsverbot erteilt worden. Das verhängte das Veterinäramt, nachdem Katzen in ganz unterschiedlichen Zuständen festgestellt wurden. „Aber da hält er sich sowieso nicht dran“, sagte Kerstin Lenz über den Vereinsvorsitzenden, der im Rahmen der Recherchen auf Anrufe nicht reagierte. Da Gefahr in Verzug war, seien ihm 20 Katzen entzogen worden. „Viele davon waren tragend, das wären bald 100 gewesen.“ Zudem erfuhr die Redaktion aus verlässlicher Quelle, dass viele Katzen einen schlechten bis kritischen Zustand attestiert bekommen hatten.
Die Vorsitzende des Landesverbands, Kerstin Lenz, ist nicht nur enttäuscht vom Vorsitzenden, sondern auch von den Mitgliedern. Denn diese würden keinerlei Anstalten machen, an der Situation etwas zu ändern. „Man hat als Mitglied die Pflicht, nicht alles abzuwälzen. Tierschutz heißt nicht nur streicheln.“ Die Entwicklungen seien äußerst bedauerlich, zumal der Verein über eine tolle Anlage verfüge. Als Demminerin habe sie mehrfach versucht, die Situation mit Gesprächen voranzubringen, für mehr sei sie aber nicht befugt.

Landkreis ruft Bürger in die Pflicht
Der Verein benötigt Hilfe. Das weiß auch das Veterinäramt. „Wir bitten darum, dass sich Bürger im Veterinäramt oder der Bützower Stadtverwaltung melden, die den Tierschutzverein unterstützen möchten“, teilt Kreissprecher Michael Fengler mit. „Der Verein braucht neue Mitglieder und eine neue Führung, denn der Tierschutzverein ist für die Stadt und ihre Umgebung wichtig

Quelle: Bützower Zeitung