SpendenButton

Trotz Hundeblick

gibt‘s mächtig Streit

Pekinesenstreit1Von Susanne Schulz

Alles fing ganz gut an mit dem Interesse des Neubrandenburgers Norbert Greese für das Tierheim in Sadelkow. Doch inzwischen ist das Tischtuch zerschnitten. Und den kleinen Hund, um den Greese erbittert kämpft, möchten die Tierpfleger ihm erst recht nicht anvertrauen. Am Donnerstag eskalierte der Konflikt.

SADELKOW/NEUBRANDENBURG. Der kleine Emil ahnt gar nicht, was da um ihn herum für ein Konflikt im Gange ist. Der Pekinesenmix gehört quasi zum Inventar des Tierheims in Sadelkow, wo er mit Unterbrechungen seit 2012 zu Hause ist – und auf absehbare Zeit wohl auch bleiben wird. Denn so einnehmend Emils Hundeblick ist, hat es der kleine Racker doch faustdick hinter den Ohren, sagt Ursula Fleßner, die einen alten Bauernhof an der Angerstraße zum Gnadenhof mit Pensions- und Tierheimbetrieb ausgebaut hat und dem hier tätigen Tierschutzverein vorsteht.

Der kleine Mischling mit dem „Wesen eines Rottweilers“ setze nämlich nur zu gern seinen eigenen Willen durch, verrät Fleßner. Daher brauche Emil eine konsequente Führung und entsprechend erfahrene Halter, „die sich nicht von seiner Niedlichkeit blenden lassen“, erläutert sie. Bisherige Probevermittlungen seien genau daran gescheitert.

Und ein weiterer Interessent, der sich geradezu erbittert um Emil bemüht, kommt für die Tierheim-Betreiber nicht infrage: Gründlich verfahren ist der Konflikt mit dem Neubrandenburger Norbert Greese. Über Monate hinweg spitzten sich die Auseinandersetzungen zu, mündeten in einem Hausverbot und am Donnerstagnachmittag nach einem erneuten lautstarken Auftritt gar in einen Anruf bei der Polizei.

Gesucht, gefunden, abgelehnt... Greese nämlich will die Abfuhr partout nicht hinnehmen. „Emil und ich sind ein Dreamteam, wir haben uns gesucht und gefunden“, beteuert der Neubrandenburger, der einst durch Sozialstunden und ehrenamtliche Tätigkeit in die Sadelkower Einrichtung kam und sich dann enthusiastisch um eine geförderte Anstellung bemühte. Doch mit dem Abschluss eines Arbeitsvertrages „ging es bergab“, sagt er: Nichts habe er den Mitarbeitern mehr recht machen können; auf kritische Bemerkungen hin sei er angefeindet worden. Er sei bestimmt „auch kein einfacher Charakter“, räumt Greese ein, beteuert aber gleichzeitig, sich in den Auseinandersetzungen „nur gewehrt“ zu haben.

Ursula Fleßners Wahrnehmung des Konflikts ist eine andere: Der Neuling habe nicht beachtet, was man ihm ans Herz legte, statt dessen den Tierpflegern vorgeben wollen, wie sie zu arbeiten hätten. „Er hat sich um 180 Grad gewandelt – dieser Mann hat zwei Gesichter“, so das Fazit der Vereinsvorsitzenden. Nach zwei konfliktreichen Monaten sei der Vertrag mit ihm schließlich gelöst worden.

Doch damit fing der Kampf um Emil erst so richtig an. Greese kam weiterhin nach Sadelkow, um den Hund, für den er eine Beschäftigungspatenschaft übernommen hatte, zu besuchen. Allerdings gegen den Willen der Hof-Betreiber, die dem hartnäckigen Mann ob der immer wieder aufflammenden Streitigkeiten letztlich ein Hausverbot erteilten.

Wie der Streit um einen Hund eskalierte
Damit will sich der Neubrandenburger jedoch keinesfalls abfinden. Er möchte Emil am liebsten ganz zu sich nehmen und ihm, wie er betont, „das Zuhause geben, das er verdient“. Alle dazu nötigen Gebühren und Kontrollen wolle er gern auf sich nehmen.

Die Tierheim- M i t a r b e i t e r indessen bezweifeln, dass Emil dort ein geeignetes Zuhause hätte. Wichtiges Kriterium einer Vermittlung ist, dass die ganze Familie hinter der Entscheidung steht – doch Greeses Frau hätten sie trotz wiederholten Drängens nicht kennenlernen können. Das liege nun mal an ihren Arbeitszeiten als Verkäuferin, sagt der Neubrandenburger. Gewiss, seine Frau sei zunächst skeptisch gewesen, zumal die Familie auch zwei Katzen hält – die sie übrigens ebenfalls einst aus dem Tierheim zu sich nahm. Und inzwischen seien beide einig, dass Emil zu ihnen ziehen solle. Am Donnerstag waren sie gemeinsam nach Sadelkow gefahren – doch die Begegnung hatte nichts wirklich Versöhnliches an sich. Ungeachtet des Verbots, das er nicht akzeptiert, hatte Greese das Hofgelände betreten; die Mitarbeiter verwiesen auf ihr Hausrecht und riefen nach unerquicklichem Streit die Polizei.

Pekinesenstreit2Wenige Tage zuvor hatte Greese, um seinem Drängen Nachdruck zu geben, samt Ehefrau und den beiden erwachsenen Söhnen Aufnahmeanträge für den Tierschutzverein eingereicht. Auch deren Ablehnung will er nicht hinnehmen. In zahlreichen Mails ans Tierheim beteuerte er sein Bedauern über die Konflikte und sein Ringen um Emil. „Ich leide jeden Tag“, sagt er. Nie hätte er gedacht, solch eine Bindung zu einem Tier aufzubauen. Wenn er Emil haben dürfe, werde man in Sadelkow nie wieder von ihm hören.

Für Ursula Fleßner ist das keine Option: Einem derart cholerischen Menschen, als den sie Greese erlebt habe, könne das Heim kein Tier überlassen. „Er soll aufhören, es zu versuchen“, wünscht sie sich, zumal sie die Hartnäckigkeit des Neubrandenburgers geradezu als Stalking empfindet. Keinesfalls will sie der „unendlichen Geschichte“ noch selbst neue Nahrung geben. Auch nach Greeses Ankündigung indessen, sich anwaltliche Unterstützung zu holen, sieht sie nach den Vorkommnissen der vergangenen Wochen keine Chance einer Annäherung.

Quelle: Nordkurier Kontakt zur Autorin Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!