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Weltkatzentag

Der tägliche Kampf gegen das wachsende Elend

Weltkatzentag1Allein in deutschen Haushalten gab es im Jahr 2017 etwa 13,7 Millionen Katzen. Wie viele wild auf Deutschlands Straßen leben, darüber gibt es keine genauen Zahlen. Fest steht: Das Katzenelend wächst. Zum heutigen internationalen Tag der Katze haben wir ein Tierheim in der Region besucht. Die ehrenamtlichen Helfer dort haben jede Menge Alltagsprobleme. Eine Lösung sehen sie in der Politik.

NEUSTRELITZ. Es heißt, es gebe sie – die Hunde- und die Katzenmenschen. Natürlich gibt es auch Menschen, die einfach tierlieb sind. Aber insgeheim habe jeder einen Favoriten. Sofern diese Theorie zutrifft, wäre Birgit Schäfers wohl eher ein Katzenmensch. Denn ihre große Liebe scheint den Samtpfoten zu gelten. Auch wenn die 60-Jährige generell ein großer Tierfreund ist, liegen ihr Katzen besonders am Herzen. Anders wäre ihr hingebungsvolles Engagement für die Vierbeiner nicht zu erklären. Denn Birgit Schäfers ist seit mehr als 15 Jahren im Dienst der Katzen. Sie arbeitet ehrenamtlich beim TSV Mohrchen in Neustrelitz.

Weltkatzentag2Im dortigen Katzenhaus wohnen derzeit 50 Katzen – und warten auf ein neues Zuhause. Und genau das ist das Problem. Denn die Vermittlung ist nicht einfach. Schließlich kommen jedes Jahr unzählige Katzenwelpen hinzu. „Besonders schlimm war es im vergangenen Jahr. Über 80 Babykatzen waren da bei uns“, erinnert sich Birgit Schäfers.

Schätzungen des Deutschen Tierschutzbundes zufolge können aus einem Katzenpaar schnell Tausende und sogar Millionen Kätzchen werden. Denn: Eine Katze kann zwei Mal pro Jahr werfen. Kommen dann durchschnittlich drei Welpen zur Welt und die vermehren sich weiter, wären aus einem Paar nach drei Jahren bereits 500 Katzen entstanden und nach zehn Jahren sogar etwa 200 Millionen! Eine unvorstellbare Zahl, die gleichzeitig vielen Menschen völlig egal zu sein scheint. Zumindest hat es für die Ehrenamtliche den Anschein.

„Es ist schwer, manchen Menschen beizubringen, dass Katzen keine Schädlinge sind“, sagt die 60-Jährige traurig. Nicht nur, dass viele Menschen ihre eigenen Tiere nicht kastrieren lassen würden. Hinzu komme, dass streunende Katzen zum Teil vergiftet oder sogar von Jägern abgeschossen werden. „Aber was soll man erwarten, wenn sogar die Politik sagt, Katzen seien Ungeziefer?“ Eine Frage, auf die Schäfers auch nach 15 Jahren Ehrenamt keine Antwort weiß. Katzen seien als Fundtiere nicht anerkannt. „Das Ordnungsamt gibt Geld für Hunde, aber nicht für Katzen.“ Und so sind sie und die anderen zehn bis 15 ehrenamtlichen Helfer beim TSV Mohrchen natürlich auch auf Spenden angewiesen. „Wir zahlen hier Miete, Strom, Futter und den Tierarzt und überleben immer nur gerade so. Doch alle geben sich große Mühe.“

Wie ein großer Haushalt sei der Betrieb des Heims. Saugen, Wischen, Wäsche machen – das gehöre zum Alltag. Einfach sei das nicht immer. Es gebe Phasen, da komme man durchaus an seine Grenzen, wolle alles hinschmeißen. „Aber ich kann doch die Katzen nicht einfach aufgeben“, sagt die 60-Jährige kämpferisch.

Und bei all den Widrigkeiten darf für die ehrenamtliche Helferin die Liebe zu den Tieren nie zu kurz kommen. „Wenn wir unsere Katzen vermitteln wollen, müssen sie auch sozialisiert sein. Da gehören Streicheleinheiten dazu, sonst werden oder bleiben sie zu scheu“, erklärt Birgit Schäfers. Doch trotz der Bemühungen gibt es inzwischen auch Bewohner, die dauerhaftes Asyl im Katzenhaus haben. Sie sind zu krank oder zu alt, um noch vermittelt zu werden und bleiben bis zu ihrem Lebensende in dem noch aus DDR-Zeiten stammenden Gebäude in der Useriner Straße.

Landesweite Lösung könnte endlich Abhilfe schaffen Der älteste Bewohner ist inzwischen elf Jahre alt. Pauschal könne man aber nicht sagen, wie lange die Katzen bleiben. „Manche nur zwei, drei Jahre, einige nur ein paar Monate. Das ist ganz unterschiedlich“, sagt Schäfers. Das wiederum kann zu Platzknappheit führen. Denn maximal 70 Katzen dürfe das Neustrelitzer Katzenhaus aufnehmen.

Deshalb müsse auch mal eine Übergangslösung her – zum Beispiel eine Pflegestelle. Und die muss man sich wie eine Pflegefamilie für Kinder vorstellen. „Man nimmt für eine Zeit eine Katze bei sich auf, kümmert sich und füttert sie“, erklärt Schäfers. Die Tierarztkosten übernimmt weiter der Verein. Und genau deshalb sei es wichtig, auch die Katzen aus den Pflegestellen zu vermitteln. Sonst bleibt der wohl größte Kostenfaktor bestehen. Denn es sind überwiegend nur die kleinen Katzen, die schnell zu vermitteln sind. „Zum Glück“, gibt die 60-Jährige zu. „Denn die machen sehr viel Arbeit.“

Weltkatzentag3Was also tun? Birgit Schäfers hat da eine ganz klare Meinung. „Mit Kastrationsaktionen bestünde die Möglichkeit, mit Wildpopulationen aufzuräumen, um endlich diesem Katzenelend ein Ende zu bereiten.“ Denn paarungswillige Katzen verursachen nicht nur jede Menge Nachwuchs. Auch schlimme Infektionskrankheiten wie FIV (Katzenaids) oder FeLV (Leukose) übertragen sie ungehemmt weiter. Unbehandelt sterben sie früher oder später qualvoll am Straßenrand. „Und wenn die Tiere dann irgendwo tot rumliegen, ist das für die Leute freie Natur. Das ist das Problem“, merkt die Katzenliebhaberin an. Der Deutsche Tierschutzbund fordert ebenfalls eine Kastrationspflicht. Sie werben für „eine flächendeckende Kastrations-, Kennzeichnungsund Registrierungspflicht für Freigängerkatzen aus Privathaushalten“. Denn noch immer gibt es keine allgemeine Kastrationspflicht für ganz Mecklenburg-Vorpommern. Es ist Sache der Gemeinden und Städte. „Und da entscheidet jeder für sich“, sagt Birgit Schäfers ernüchtert. Bisher haben nur der Landkreis Rostock und das Amt Schwaan eine solche Pflicht eingeführt.

Momentan sei es eine freiwillige Aufgabe für die Kommunen. „Das Land müsste dazu verpflichten.“ Denn, so Schäfers, würde man genügend finanzielle Mittel aufbringen, könnte man das Problem mittelfristig lösen. „Wenn das Land einmal richtig Geld geben würde und wir über ein Jahr solch eine Kastrationsaktion durchführen könnten, würde sich das rentieren“, ist sie überzeugt. Bis dahin hofft der Verein auf verantwortungsbewusste Menschen, die ihre Freigänger-Katzen kastrieren lassen und weiterhin auf viele, die den Katzen in den Tierheimen ein neues Zuhause schenken wollen.

Bleibt die Frage, ob die Katzenliebhaberin auch privat eine Samtpfote Zuhause hat? „Sogar mehrere“, gibt sie lächelnd zu. „Ich habe ein Herz für die besonderen Katzen, denen ein Auge fehlt oder die sonst irgendwie krank sind. Die nehme ich dann meist bei mir auf“, sagt sie zufrieden. Denn das, so sagt sie, sei einfach ihre Lebensaufgabe.

Wollen auch Sie helfen oder eine Katze adoptieren? Dann melden Sie sich beim TSV Mohrchen, Tel.: 0152 04864560 oder unter www.katzenhaus-mohrchen-ev.de. Einen Überblick über die weiteren Tierheime in der Region gibt es unter www.tierschutz-mv.de oder unter www.tierschutzbundbrandenburg.de

(Quelle: Nordkurier)