SpendenButton

Haben die Behörden im Fall Mavel versagt?

Von Torsten Bengelsdorf | Seinem Besitzer wurde Mavel weggenommen und ins Demminer Tierheim gebracht.

Für die jahrelangen Qualen des Tieres macht die oberste Tierschützerin des Landes auch das zuständige Veterinäramt verantwortlich. Dort sieht man sich zu Unrecht diskreditiert.

Mavel3DEMMIN/TETEROW. Dienst nach Vorschrift, das sei alles, was das Veterinäramt im Kreis Rostock mache. Probleme würde das Amt nur registrieren, Konsequenzen aber blieben aus. Scharfe Kritik hatte die Landesvorsitzende des Tierschutzbundes, Kerstin Lenz, in Richtung der Kreisbehörde in Güstrow gerichtet. Anlass war der Fall des Hundes Mavel, der derzeit im Demminer Tierheim betreut wird. Dem Rottweiler- Cane-Corso-Mischling waren als Welpen offenbar mit einer Gartenschere die Ohren und seine Rute abgeschnitten worden, was in Deutschland verboten ist. Mavel habe in Teterow bei seinem Peiniger ausharren müssen, obwohl die Behörden von seiner misslichen Lage gewusst hätten, wie Lenz meint. Kein anderes Veterinäramt in Mecklenburg- Vorpommern würde so lange mit der Beschlagnahme von Tieren warten.

Zunächst war vom Landkreis Rostock dazu keine Stellungnahme zu bekommen. Nun aber wies der Dezernent für Inneres und Ordnung, Stephan Meyer, die Vorwürfe zurück. Sie würden jeder Grundlage entbehren. „Frau Kerstin Lenz hat bereits mehrfach versucht, die verantwortungsvolle Arbeit des Veterinäramtes zu diskreditieren“, erklärte Meyer.

Die Behörde habe bisher keine Kenntnis von dem Mischlingsrüden Mavel gehabt. Der Tierschutzbund habe die Behörde zu keinem Zeitpunkt über den Fall informiert. Nach der Veröffentlichung im Nordkurier habe sich das Veterinäramt dann aber an das Teterower Ordnungsamt gewandt und erfahren, dass der Hund bereits zu Jahresbeginn seinem Halter aus ordnungsrechtlichen Gründen weggenommen worden war.

Die Misshandlung von Mavel war kein Einzelfall
Allerdings ist der Hundehalter auch im Veterinäramt kein Unbekannter. Zuletzt sei bei ihm im Mai 2017 die Hundehaltung kontrolliert worden, weil der Mann inhaftiert gewesen sei. Die Amtstierärzte hätten bei der Kontrolle drei Welpen vorgefunden. „Eines der Tiere war unversehrt, eines wurde mit kupiertem Schwanz und ein weiteres mit kupierten Ohren und kupiertem Schwanz vorgefunden“, berichtet Kreissprecher Michael Fengler. Das Veterinäramt habe ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Hundehalter eingeleitet. Die Wunden seien inzwischen verheilt gewesen, sodass auch der Zeitpunkt und die Art und Weise des Kupierens nicht mehr ermittelt werden konnten. An der Hundehaltung und dem Zustand der Tiere hatte die Behörde nichts auszusetzen. Es sei allerdings unklar, ob Mavel tatsächlich einer der vor einem Jahr vorgefundenen Welpen ist. Kerstin Lenz hat ihre Vorwürfe inzwischen bekräftigt. „Ich bleibe dabei, das Veterinäramt im Landkreis Rostock macht nur Dienst nach Vorschrift, ohne dass sich sichtbar etwas für die Hunde verändert. Auch im vorliegenden Fall ist ja nichts passiert.“ Inzwischen habe man noch mehr Informationen aus dem Umfeld, in dem Mavel aufwuchs. Auch seiner Schwester sei die Rute kupiert worden und sie sei auf der Handelsplattform ebay-Kleinanzeigen feilgeboten und verkauft worden. Mit Mavel hatten die Altbesitzer das versucht, sie fanden aber keinen Abnehmer für den Rüden. Mavels Schwester sei bis heute ein total eingeschüchterter Hund mit einer starken Angst vor Männern, sagt Lenz.

Kreisdezernent Meyer hat die oberste Tierschützerin des Landes unterdessen zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Tierschutzbund zu ermöglichen, wie er erklärt. Verantwortungsvoller Tierschutz bedeute für ihn, dass aktuelle Tierschutzfälle zuerst den zuständigen Behörden und dann den Medien gemeldet werden, findet der Dezernent. Aber auch das sieht Frau Lenz anders. Häufig würden Behörden erst reagieren, wenn die Medien berichten. Ein Happy End gibt es nun aber für Mavel. Er wird Anfang Juli ins fast 1000 Kilometer entfernte Bärenthal nach Baden-Württemberg umziehen. Karin Lenz möchte den Hund persönlich in den Süden bringen. Dabei will sie sich auch das neue Umfeld anschauen. Nach diversen Telefongesprächen habe sie aber ein gutes Gefühl.
(Quelle: Nordkurier)
Kontakt zum Autor Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!