SpendenButton

Erholung in Malchow

– diese Tiere erlebten schreckliche Qualen

MalchowMolerias Mauzen ist mehr als Begrüßung für Margret Kuhlmann. Die grünen Augen auf die Chefin des Tierschutzvereines an der Müritz gerichtet, schmiegt die Katze sich ans Gitter des geräumigen Käfigs. Neben all den anderen Katzen und Kitten, die die Mitstreiter im Malchower Tierheim auf Trab halten, ist Moleria noch einmal anders besonders. Sie kommt aus der Ukraine. Gemeinsam mit drei Artgenossen hatte die Tierschutzorganisation Peta Moliera aus dem Kriegsgebiet nach Malchow gebracht. Doch nur Moliera blieb. Auch sie hat Leukose, eine schwere hochansteckende Infektionskrankheit. Aber sie lebt.
Sechs Kitten im Wald ausgesetzt
Dass es manchmal der seidene Faden ist, der für die wehrlosen Tiere das Ende bedeuten kann, das ist in der Arbeit auch der Malchower Tierschützer keine Seltenheit. Da ist der stille strubbelige Hund, der Tage neben seinem toten Herrchen im Haus auf dem Lande verbrachte und immer wieder kläglich jaulte und bellte, bis endlich jemand nach dem Rechten sah … das es nicht mehr gab. Da sind die sechs kleinen, wenige Tage alten Kitten, die, in einen fest verklebten Karton versteckt im Wald, auf jämmerliche Weise sterben sollten und wie durch das sprichwörtliche Wunder entdeckt und gerettet wurden. Nun genießen sie ihr junges Leben: Die Pfötchen sind so klein und sanft, aber die Krallen auch schon da. Die Zähnchen üben sich am Biss in den Menschen-Finger, sie purzeln im „Kindergarten“ des Malchower Tierheimes übereinander, kuscheln sich aneinander und gewinnen jeden Besucher quasi im Pfötchen- statt im Handumdrehen.
Stummelchen ist eines davon. So niedlich der Name der kleinen, bereits vermittelten jungen Katze aus dem Todes-Karton auch klingen mag, er hat eine reale Bedeutung. Stummelchen hat nur noch einen kleinen Schwanzrest, nach einer Infektion musste das meiste davon abgenommen werden. Und so ging es weiter in der Runde der Hunde und Katzen, denn für andere kleine Tiere, wie Kanarienvogel, Hamster und Co., hat das Tierheim Partner gefunden. „Jeder soll das leisten, was er am besten kann“, ist die Devise von Margret Kuhlmann. Und in Malchow sei das nun mal die Hilfe für Katzen, auch und vor allem für die traumatisierten, die „schweren Fälle“, die Zeit brauchen.
Hartnäckig für die Schützlinge in Aktion
Zeit, die die Besitzer ihnen nicht geben wollten. Sofern sie überhaupt ernsthaftes Interesse an den Tieren hatten. In einer großen Familie mit zig Kindern, Lärm und dem Spielzeug „Katze“ entstünden genau solche Probleme wie eben in Wohnungen mit 60 (!) Katzen, in denen es kein Entrinnen, keinen Rückzug für die Tiere gibt. Von artgerecht könne da längst nicht die Rede sein. „Manche Bilder bekommt man nicht mehr aus dem Kopf. Und die Grausamkeit, mit denen man Lebewesen die Hölle beschert, die komplett fehlende Empathie ist immer wieder unbegreiflich“, erzählt Margret Kuhlmann.
Sie ist an der Müritz seit Jahrzehnten für den Tierschutz in Aktion. Sie ist das, was man hartnäckig und unbequem nennt. Und genau das hat ihr letztlich Erfolg gebracht. Oder sollte man besser sagen, den Tieren? Denn um sie geht es. Und auch ums Geld. Denn Tierschutz ist das, was man mit dem Herzen und Wissen machen will und das ab einem gewissen Punkt nicht ohne finanzielle Hilfe funktioniert. Sei es der Um- und Neubau des Tierheimes, das heute „aufgrund unseres Konzeptes in ganz Deutschland gesehen und geachtet wird“. Oder sei es die unermüdliche Forderung nach Mitteln, um einen Grundstein beispielsweise bei der Bekämpfung des Katzen-Elends zu legen.
Tierschutz heißt auch, rechnen zu können
Und er heißt Kastration. „80 Prozent der Katzen, die sich immer weiter vermehren und oft krank sind oder nur kurze Zeit Beachtung finden, kommen nach meinen Erfahrungen auf Gartensiedlungen. Dort sind sie willkommen in der Gartenzeit und dann vergessen.“ sagt die Vereinschefin, die sich auch als stellvertretende Vorsitzende im Bundesverband der Tierschützer engagiert. 60 000 Euro aus Steuergeld stehe jährlich für Kastration zur Verfügung, da habe auch das Land Hilfe geleistet. Das Geld werde abgerufen. Es solle ein Signal sein, dass es Hilfe gibt. Hilfe für jene, die sich vielleicht erst recht in diesen Zeiten keinen Tierarzt leisten können oder eben für die Tierhalter, die das Geld einfach nicht ausgeben wollen, da sie ohnehin keinen Sinn in dem Eingriff sehen.
Ein lebendiges Relikt der mecklenburgischen Geschichte: Katzenkinder? Was sollen die denn? Also kamen die hilflosen Fellbündel unter anderem in einen Sack mit Stein – und ab in die Müritz. Das ist auch heute durchaus noch an der Tagesordnung, weiß Margret Kuhlmann. Dass es andere Wege gibt, um das zu verhindern, andere Wege geben müsse, das beweise eine einfache Rechnung. Eine Katze kann zwei, bei milden Temperaturen auch bis zu drei Mal im Jahr tragend werden. Mit durchschnittlich sechs Jungen käme man rasch auf eine hohe Zahl Jungtiere. Im MV konnten durch Kastration von 6000 Tieren laut Vereinschefin rechnerisch rund 36 000 Katzenkinder verhindert werden.
In ganz Deutschland bereits bekannt
Es gibt aber auch die ermunternden Beispiele, die Fälle, in denen sich alle Mühe gelohnt hat, wenn der neue Besitzer und das Tier passen, wenn es kein Tier wird, das von einem zum anderen Haushalt herumgereicht wird und nicht mehr weiß, wer es eigentlich ist und was man von ihm erwartet. Nicht selten – und das sei auch dem modernen Internetauftritt mit 8000 Interessenten und Anhängern geschuldet, kämen inzwischen auch Urlauber. „Manche bringen schon gleich einen Transportbehälter mit, weil sie ein Tier von uns wollen“, hat Margret Kuhlmann erfahren. Das sei sehr motivierend, so wahrgenommen zu werden.
Doch einfach dem Erstbesten, um das Tier los zu sein, gebe man es nicht. Im Gegenteil. Der potenzielle neue Besitzer werde auf Herz und Nieren geprüft. Will heißen, welche Vorstellungen er von seinem neuen Mitbewohner hat und was er dafür leisten kann, das muss schon mit dem Thema artgerecht übereinstimmen. „Wer da meint, er kann den Hund 18 Stunden am Tag im Zwinger halten, weil er arbeitet und danach schläft, der wird ohne ein Tier aus dem Malchower Schutzhaus gehen müssen“, versichert die Chefin. Auch zu Hausbesuchen würden sie fahren, um zu sehen, wie die vermittelten Tiere nun leben.
Mitleid ja. Mit-leiden nein!
Was die Tiere brauchen, das sollen sie auf jeden Fall in der Zeit im Heim, in dem auch Platz für 16 Hunde ist, von den Pflegern bekommen. Da gibt es Schmuse- und Streichelzeit, es wird gespielt und immer wieder beobachtet, wie es dem Tier geht, wie es sich verändert und wann Zeit für eine Vermittlung wäre. Zuwendung und Akzeptanz seien das A und O. Denn kein Hund oder keine Katze seien von Natur aggressiv oder böse. Sie seien Spielgeld dessen, was der Mensch ihnen angetan habe.
Mitleid ja – Mit-Leiden, nein! Sonst würde man das nicht lange ertragen. Und Margret Kuhlmann weiß auch um die glücklichen Momente – wenn der Tag einen Erfolg mit dem Tier eine kleine Hoffnung brachte, dass die Arbeit sich immer lohnen werde. Wenn eine

Quelle: Nordkurier