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Tierschützer wollen Hund das Leben retten

Einem Mischlingsrüden, der ausgesetzt und eingefangen wurde, droht die Einschläferung. Er soll aggressiv sein. Darüber gehen die Meinungen aber auseinander.

Mischling EinschlaeferungDemminer Land · Laut dem Amt Demmin Land wurde ein schwarzweißer Mischlingsrüde am 20. Februar in Volksdorf aufgriffen und in die Tiersammelstelle von Henry Ciesilski gebracht. Dort hat die Amtstierärztin Dr. Andrea Degenhard den Hund begutachtet.

Sie vermutet, dass es sich bei dem Rüden um einen Landseer-Mix oder ein Großer Münsterländer-Pyrenäenberghund-Mix handelt. Aber bislang hat sich kein Mensch gemeldet, der solch ein Tier vermisst, so die schriftliche Auskunft des Amtes.

Hundetrainerin seieht keine Aggressivität
„Nun soll der Hund eingeschläfert werden, weil er sich beim Einfangen aggressiv verhalten hat, eine Weitervermittlung fraglich ist und somit erhebliche Kosten zu befürchten sind“, schildert Gisela Speck, Hundetrainerin aus Toitz. Dabei gewann sie einen ganz anderen Eindruck von dem Tier. Speck fuhr vor vier Wochen mit ihrem Mann Peter zur Tiersammelstelle in Schönfeld und hat den Hund gesehen. Direkt am Zaun schnüffelte der Hund neugierig durch das Gitter an ihrer Hand. Der Hund machte auf Speck einen verspielten Eindruck, das Alter des Rüden schätzt sie auf eineinhalb bis zweieinhalb Jahre. Zudem vermittle der Hund einen etwas altersgerecht skeptischen Eindruck. „Ich bin sicher, dass der Hund altersentsprechendes Verhalten zeigt. Somit fehlt die Berechtigung, das Tier einzuschläfern“, erläutert Gisela Speck.

Erster Antrag schon drei Tage nach Einlieferung
Inzwischen stellte der Nordkurier eine Anfrage an das Amt Demminer Land. „Soll der Hund wirklich eingeschläfert werden?“ Die Antwort des Leitenden Verwaltungsbeamten Jörg Puchert überrascht ein wenig. So wurde bereits drei Tage nach Einlieferung des Tieres ein Antrag auf Feststellung der Gefährlichkeit und Einschläferung gestellt. Dem wurde nicht stattgegeben. Am 3. September sei erneut ein entsprechender Antrag eingegangen. „Um dem Tier ein lebenslanges Leiden in sozialarmer Einzelhaltung aufgrund seines aggressiven Verhaltens gegenüber Menschen beim Umgang mit diesem Hund zu ersparen“, gibt Behördenleiter Puchert die Argumentation wieder. Er schreibt aber auch: „Bisher haben wir keine Einschläferung beauftragt. Wir hoffen auf baldige Vermittlung.“

Ethikrat noch nicht benachrichtigt
Über den Fall ist auch Kerstin Lenz, Vorsitzende des örtlichen Tierschutzvereins, sehr irritiert. Von dem Schicksal des Hundes habe sie erst durch den Nordkurier erfahren. „Wenn ein Tier eingeschläfert werden soll, dann muss der Ethikrat des Landkreises zustimmen. Dieser setzt sich jeweils aus einem Vertreter des Ordnungsamtes, des Tierschutzvereins und des Veterinäramtes zusammen. Bislang wurde der Ethikrat aber noch nicht um diese Zustimmung gebeten“, erläutert Lenz. Auf Bitten des Nordkuriers erteilt das Amt Demminer Land die Erlaubnis, den Hund sehen zu dürfen. Dabei macht Jörg Puchert aber eine Einschränkung: Ein Betreten des Geländes der Tiersammelstelle kann nur mit der Erlaubnis des Betreibers Henry Ciesilski erfolgen. Der wiederum erklärte, er werde so eine Besichtigung nur auf ausdrückliche Anweisung des Amtes zulassen. Bereits in der Vergangenheit sperrte sich der Unternehmer, der seinen Lebensunterhalt auch mit dem Verleih von Baumaschinen erwirtschaftet, dass Medienvertreter seine Tiersammelstelle betreten, an der es immer wieder Kritik gibt. Auch Fragen zu Zustand und Haltung der Tiere will er nicht beantworten.

Angebot von Trainerin als gangbarer Weg?
Wie es im konkreten Fall des Fundhundes weitergeht, ist nun offen. Aus dem Antwortschreiben des Amtes Demminer-Land geht nicht eindeutig hervor, ob die Einschläferung des Tieres weiterhin verfolgt wird. Einer entsprechenden Nachfrage weicht man bei der Behörde aus. Vize-Chefin Beatrix Rungger erklärte, man wolle den Hund zur Vermittlung freigeben. Aber dass eine Einschläferung nicht mehr infrage kommt, das wollte Rungger auch nicht bestätigen. Derweil macht Tiertrainerin Gisela Speck einen Vorschlag zur Rettung des Hundes. Sie traut sich zu, den verunsicherten Hund zu sich zu nehmen. Da sie bereits mit Lilly, einer Berner Sennen Hündin, und mit Baxy, einer Hovawart Hündin, zwei Tiere besitzt, ist ihr ein dritter Hund auf Dauer aber zu viel. Vor allem würde somit ein Rüde auf zwei Hündinnen treffen. Deshalb würde sie den Mischlingshund nur für eine Zeit zu sich nehmen und ihn trainieren, damit er vermittelt werden kann. Ihre Arbeitszeit möchte Gisela Speck allerdings in Rechnung stellen. „Das ist ein guter Vorschlag“, befindet Kerstin Lenz vom Tierschutzverein. „Wenn dem Hund gewisse Verhaltensweisen beigebracht worden sind, würden wir ihn zu uns ins Tierheim Randow holen, um den Hund von dort aus zu vermitteln. Die Hundetrainerin könnte man durch eine Geldspendensammlung bezahlen.“

Quelle: Nordkurier