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Katastrophe von Alt Tellin

steckt allen noch in den Knochen

AltTEllin470 Kameraden Freiwilliger Feuerwehren aus Jarmen-Tutow, Demmin und Anklam-Land waren am Dienstag beim Großbrand in Alt Tellin im Einsatz – und hatten auch am Tag kaum Ruhe.

Alt Tellin · Der Schein trügt: Als wäre nichts gewesen, sind in der Ortschaft Daberkow schon am frühen Morgen die Straßenbauer am Werk. Auf dem Weg nach Alt Tellin bestellt ein Landwirt seine Felder. Der Ort selbst wirkt wie leergefegt. Null Geräusche. Nichts. Wenigstens bei der Feuerwehr muss doch jemand anzutreffen sein. Und tatsächlich. „Wir wollten gerade losfahren, um unsere Ausrüstung nach Gützkow zu bringen, zum feuerwehrtechnischen Stützpunkt“, sagte René Kolodziejczyk. Der Leiter der Löschgruppe Alt Tellin, die zur Freiwilligen Feuerwehr Kruckow-Schmarsow gehört, sieht zwar etwas müde aus, ist „aber ansonsten gut drauf“.

Der Großbrand vom Vortrag, bei dem viele tausend Tiere qualvoll verbrannt sind, sitzt allen noch in den Knochen. Fünf Kameraden und eine Kameradin aus Alt Tellin waren mit dabei, um am Dienstag stundenlang gegen Flammen zu kämpfen und um Tierleben zu retten. „Das war schon heftig“, sagte René Kolodziejczyk. Viel anders drückte es auch der Mann nicht aus, auf dessen Schultern am Dienstag sehr viel Verantwortung lag: Gerhard Vockelmann, Chef der Freiwilligen Feuerwehr Jarmen, leitete den Einsatz. „Gemeinsam mit unserem Amtswehrführer Uwe Engel“, ist dem Feuerwehrmann wichtig.

Drohne soll bei Suche nach Brandursache helfen
Es war ganz klar Teamarbeit, die vor Ort 24 Stunden und länger geleistet wurde. Denn auch am Tag danach, waren immer noch Glutnester aktiv, die abgelöscht werden mussten. „So 70 Kameraden kämpften am Dienstag gemeinsam, gaben ihr Bestes. Das muss ich so sagen. Es war kein leichter Einsatz. Durch die Vielzahl der Tiere, durch die Größe der Anlage war es auch ein sehr besonderer“, sagte Gerhard Vockelmann mit minimalem Abstand zur Tragödie. „Wir haben versucht, das Feuer zu stoppen. Doch wir konnten nicht von innen löschen. Es handelte sich um einen sehr langen und auch sehr engen Bau, hinzu kamen die vielen Zwischendecken, in denen das Feuer aktiv war“, sagte Gerhard Vockelmann. Sein trauriges Fazit: „Alle Ställe sind ausgebrannt.“ Bis zum Mittwochvormittag loderten immer noch kleine Flammen. Die Kameraden der Wehren Schmarsow, Völschow und Jarmen/Plötz hatten die Nachtschicht übernommen. Am Morgen rückten dann Kameraden aus Tutow an.

Die Feuerwehren waren am Mittwoch auch im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen wichtige Partner: „Die kriminaltechnischen Untersuchungen haben jetzt begonnen. Brandursachenermittler, Polizei und Feuerwehr arbeiten dabei eng zusammen“, informierte auf Nordkurier-Nachfrage Claudia Tupeit von der Pressestelle der Polizeiinspektion Neubrandenburg. Die Ermittlungen werden andauern und es werde am Mittwoch wohl kaum damit zu rechen sein, etwas über die Brandursache zu erfahren. Am frühen Abend blieb es bei dieser Aussage. Die Polizeisprecherin kündigte an, dass der Brandermittler noch etwas mehr Zeit und Informationen benötige. Auch deshalb werde am Donnerstag ein Drohnenflug gestartet. Die Aufnahmen sollen zur schnellen Aufklärung beitragen. Weder zur Schadenshöhe, noch zur genauen Zahl, wie viele Tier am Dienstag sterben mussten, konnte die Polizei gestern Angaben machen.

Ein Blick auf die Arbeit der Ermittlerteams vor Ort zu erhaschen, war am Mittwoch völlig unmöglich. Wachschutz vor dem Eingang verbot sogar, mit der Kamera aufs Gelände zu halten. „Keine Fotos. Verlassen sie den Ort“, hieß es nachdrücklich. Zu diesem Zeitpunkt waren aus der Ferne die Aktivitäten der Feuerwehr auszumachen.

„Wir werden reden, wenn wir mehr Informationen haben“
Ein ganzes Stück weiter entfernt aber mit Blick auf den Unglücksort hatte sich eine kleine Gruppe versammelt. Unter ihnen Gerd-Heinrich Kröchert, einst Bürgermeister der Gemeinde Daberkow und ehemaliger Amtsvorsteher des Amtes Jarmen-Tutow. Was sagt der Vorpommer, der der Landwirtschaft sehr verbunden ist, zu dieser Tragödie? „Ich bin für Schweine. Ich bin aber gegen Gigantismus.“ Er erinnere sich noch sehr genau an die Diskussionen, die vor der Errichtung der Anlage geführt wurden. „Ich habe damals darauf aufmerksam gemacht, dass gut überlegt werden muss, ob man dem Bau der Anlage zustimmt oder nicht.“ Nun ist es zu spät. Nun geht es darum, die Unglücksursache zu finden. Erst dann wolle sich auch die Verwaltung in Jarmen zum Unglück positionieren: „Wir werden jetzt nicht sofort eine Sondersitzung einberufen. Wir haben uns im Vorfeld der Inbetriebnahme gemeinsam mit Vertretern von Feuerwehren die Brandschutzvorrichtungen innerhalb der Anlage in Alt Tellin zeigen lassen. Uns wurde versichert, dass es zu keinem Großbrand kommen kann. Nun ist es noch passiert. Das ist ein großes Unglück. Wir werden reden, wenn wir mehr Informationen haben“, sagte gestern Jarmens Vize-Bürgermeister und Ordnungsamtsleiter Rainer Hardt.

Quelle Nordkurier