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Bei ihr haben Igeldame „Axel“

und Buchfink „Einstein“ ein Heim in Welzin gefunden

IgelhilfeFür ihre Tiere ist ihr kein Aufwand zu viel. Jennifer Kempke ist Tierpflegerin. Ihre Leidenschaft hat die Welzinerin zum Beruf gemacht. Wir haben sie zu Hause besucht und erfahren, warum „Axel“ ein Mädchen ist und „Einstein“ ein Ausreißer.

Welzin/Labömitz Axel ist eigentlich ein Mädchen. Egal, weil der kleine Kerl so ein knautschiges Gesicht wie der frühere Profiboxer Axel Schulz hat, wollte Jennifer Kempke an dem Namen festhalten. Dem kleinen Igel ist es wurscht, dass er nun als Axel unter den Apfelbaum kriecht oder in seine kleine Holzhütte, um ein Nickerchen zu machen.

Auf dem Hof in Welzin haben alle Tiere einen Namen. Auch „Einstein“ hat hier seinen Platz – zwischen Voliere, Hecke und sonstwo fliegt der kleine Buchfink herum. Den hat Jenny vor sechs Wochen von Urlaubern bekommen. „Den Jungvogel hatten sie am Strand entdeckt und zu uns in den Tierhof gebracht. Er hat den Anschluss an seine Familie verpasst“, sagt die 29-Jährige, die den süßen Schönling nun daheim aufpäppelt.

Schildkröten heißen „Einer“ und „Zwei“
Das ist ihre Erfüllung. „Ich will einfach nur helfen. Wildtiere gehören wieder nach draußen. Ich zwinge kein Tier zum Bleiben“, sagt Jenny, die seit zehn Jahren im Tierhof Labömitz ist und hier ihren Traum ausleben kann. Einen Job im Büro vergleicht sie mit „eingesperrt zu sein. Ich muss raus, an die Luft.“ Natur und Tiere – mehr braucht die Insulanerin gar nicht, die schon ihre Kindheit in Welzin verbracht hat und hier mit ihrem Mann und den Schwiegereltern lebt. Und „Axel“, „Einstein“, „Lisa“ (Miniaturbullterrier) oder „Einer“ und „Zwei“, ihre beiden griechischen Landschildkröten. Ein kleiner Tierpark, der keiner ist.

In den großen Tierparks in Hamburg und Berlin hatte sie sich beworben. Jobben im Zoo oder Tierpark, für Jenny das Größte. Es wurde der Tierhof Labömitz. Eine Cousine, die dort ihr freiwilliges ökologisches Jahr absolvierte, nahm sie mal mit. Sie blieb, machte ihre dreijährige Ausbildung als Tierpflegerin und ist jetzt 2. Vorsitzende der Auffangstation.

Liebesentzug für den Hahn
„Auch schön“, sagt sie, dreht sich um und schaut zur Voliere. Ihre japanischen Wachteln machen Radau. Vier Küken und ein Hahn sind es bei den Zwergwachteln, drei Hennen und ein Hahn bei den Legewachteln. „Er hat einen kleinen Harem“, sagt sie scherzhaft und plaudert aus dem Nähkästchen. Der Hahn sei derzeit zu aggressiv. „Meine Mädels haben zu leiden. Jetzt habe ich sie getrennt und ihn mit Liebesentzug bestraft.“ Zoff mag sie nicht.

Und weit weg fliegen auch nicht. Sie habe Flugangst und nach einer Woche Urlaub in Deutschland schon Heimweh. „Mir fehlen die Tiere.“ Und das Pendeln zwischen Labömitz und Welzin, die Zeit von morgens bis kurz nach acht am Abend, die sie für Igel, Wachtel und Co. einfach braucht. Sie teilt sich die Arbeit auf dem Tierhof mit ihrer Kollegin Sophie Möllnitz, die sich vorrangig um Katzen kümmert. „Ich bin die Wildtiertante und die Gartentrulla.“

Und aktuell die Igel-Mama von Axel, die ebenfalls von Urlaubern gebracht wurde. „Da war sie etwa zwei Wochen alt. Sie lag zwischen ihrer toten Mutter und dem Geschwisterchen. Klar bin ich froh, wenn Mitmenschen darauf achten und den Igel retten. Viele sehen aber nicht, dass der Job zeitaufwendig und kostenintensiv ist. Unser großes Problem ist derzeit, dass wir kein Fahrzeug haben und für die Transporte nur unsere privaten Pkw nutzen können. Wir arbeiten aber dran“, sagt sie.

Kalifornische Schopfwachtel auf dem Wunschzettel
Unterstützung bekommen sie beispielsweise vom Verein Haus- und Wildtierrettung Neckartal-Odenwald Abteilung Greifswald/Ostsee. Der Verein betreut die Insel Usedom sowie Wolgast, Greifswald und Umland sowie Anklam. „Davon braucht es mehr“, sagt Jenny, die ihre Tierliebe von der Mama hat.

Um die 40 Tiere sind es gegenwärtig auf ihrem Grundstück. Ist da noch Platz für Zuwachs? „Eigentlich nicht, aber einen Wunsch habe ich noch. Ich möchte eine kalifornische Schopfwachtel. Das ist ein krasses Tier. Ein Pfau ist auch schön, aber sehr laut.“ Und der dürfte bei Axel gar nicht gut ankommen, denn der nachtaktive Einzelgänger braucht am Tag seinen Schlaf.

Quelle: Ostseezeitung