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Entsetzen über

Rinder im Schlamm

RinderImSchlammLeserin kritisiert Weide in Rövershagen / Landwirt und Amtstierärztin sehen Tierwohl nicht in Gefahr

Von Bernhard Schmidtbauer
Rövershagen. Rinder an der frischen Luft: Auch jetzt, im Winter, sind die Tiere auf den Weiden kein ungewöhnlicher Anblick. Für OZ-Leserin Roswitha Czybulka schon. Als sie auf ihrem Fahrrad in dieser Woche die Landstraße zwischen Oberhagen und Behnkenhagen (Landkreis Rostock) entlangfuhr, war sie sehr erschrocken über das, was sie dort sah. „Eine Weide, auf der etwa 100 Rinder in Schlamm und Exkrementen in wirklich erbärmlicher Weise ihr angeblich so glückliches Weideleben fristen müssen“, berichtet sie. Die meisten der trächtigen Jungkühe würden bis zu den Knien im Schlamm stehen und sogar teilweise darin liegen – durchnässt bei Wind und Wetter.

Futter sollte an trockenen Stellen abgeladen werden
Futter sei in Form von Heurollen ausschließlich im Schlammbereich auf Betonsockeln angeboten worden. „Die Kühe müssen also in diesen Bereich, wenn sie Futter aufnehmen wollen – es bleibt ihnen keine andere Wahl“, sagt Roswitha Czybulka weiter. Auf dem leicht grünen oberen Bereich der Weide würden die Tiere kaum noch etwas zu fressen finden. Die Fläche sei „nur nicht so zertrampelt und aufgeweicht, wie an den Futterstellen in der Schlammkuhle“. Um die Lage der Rinder zu verbessern, müsste das Futter nur an trockenen Stellen der Weide abgeladen oder es müssten andere Weideflächen in der Nähe genutzt werden, schlägt sie vor.

RinderImSchlamm2Landwirt will mit Kritikerin sprechen
„Ich würde die Frau gern einladen, um ihr den Betrieb zu zeigen und die Haltung der Rinder zu erklären“, sagt Karl Matthes, Eigentümer der Mecklenburger Heidehof GbR im Bentwischer Ortsteil Volkenshagen. Auch andere Interessenten könnten sich an ihn oder seine Mitarbeiter wenden. Die Vorwürfe seien unverständlich für ihn. Dass die Rinder bis zu den Knien im Schlamm stehen würden, das weise er zurück. Seit 1991 halte der Landwirtschaftsbetrieb Rinder biologisch. „Wir machen unsere Arbeit ordentlich“, betont Matthes.

Rinder fressen Silage auf der Weide
Dass die Rinder das ganze Jahr draußen stehen, sei völlig normal – eine Stallhaltung sei keine Alternative. Das wolle doch auch niemand, der aufs Tierwohl Wert legt. Denn: „Der Keimdruck in den Ställen ist enorm“, sagt der Landwirt. Insgesamt 1000 Rinder leben in sieben Herden auf den Weiden des Landwirtschaftsbetriebs Karl Matthes, darunter viele Jungtiere. Die Rinder stammen aus der Kreuzung von Fleckrind und Limousin. Auf den Weiden fressen sie jetzt Silage aus Rundballen. Im Schutz von Bäumen gebe es Ruhebereiche mit Strohunterlagen.

RinderImSchlamm3Amtstierärztin hat Herde nach Anzeige mehrfach kontrolliert
Roswitha Czybulka hat am Mittwoch Anzeige beim Veterinäramt des Landkreises erstattet. „Der Eingang meines Schreibens wurde mir von Amtstierärztin Dr. Kathrin Doose bestätigt“, sagt sie. „Die zuständige Amtstierärztin ist umgehend tätig geworden“, erklärt Landkreis- Sprecher Michael Fengler. Die angesprochene Rinderherde sei von der Amtstierärztin in der Vorwoche wegen eines anderen Sachverhalts bereits über drei Tage beobachtet worden, dabei seien die in der Anzeige beschriebenen Auffälligkeiten nicht zu sehen gewesen. „Vermutlich hat der in der Zwischenzeit gefallene Regen den Boden vor allem an den Futterstellen der Herde aufgeweicht“, sagt Fengler. Für die Rinder lebensb

edrohliche Zustände würden nicht vorliegen. Die Futterstellen würden umgesetzt. Am Donnerstag sei die Herde von der Amtstierärztin nochmals in Augenschein genommen, erklärt Fengler. Die Umsetzung der angeordneten Maßnahmen werde weiter kontrolliert. 

RinderImSchlamm4Die 80 Rinder von der kritisierten Weide seien bereits auf eine benachbarte Fläche getrieben worden, heißt es vom Unternehmen. Die teilweise zertrampelte und verschlammte Weide werde nun beräumt, später werde dort neues Gras gesät.

Tierschützer: Rinder brauchen trockene Liegeflächen 
„Dass Rinder ganzjährig und auch zu dieser Jahreszeit draußen gehalten werden, ist unproblematisch“, erklärt Kerstin Lenz, Vorsitzende des Landesverbandes MV im Deutschen Tierschutzbund. Natürlich müssten die Landwirte dabei einiges beachten: „Für die Tiere muss genügend Wasser und Futter – etwa Heu oder Silage – bereitstehen“, erklärt die Tierschützerin. Ebenso wichtig sei eine trockene Liegefläche, am besten mit einem Unterstand. Und: „Die Rinder müssen die Möglichkeit haben, ihre Klauen von Erde und Schlamm zu befreien, damit sie trocken werden können“, betont Kerstin Lenz.

Quelle: Ostseezeitung