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50 Katzen aus

„Miezhaus“ geholt

Miezhaus1Von Mirko Hertrich

Der Gnadenhof für Katzen des Neubrandenburger Tierschutzvereins ist ins Visier des Veterinäramts geraten. 50 Tiere wurden in andere Einrichtungen gebracht.

NEUBRANDENBURG. Im Gnadenhof des Neubrandenburger Tierschutzvereins sind 50 Katzen vom Veterinäramt sichergestellt worden. Die Tiere seien in die Obhut von Tierheimen gegeben worden, teilte die Sachgebietsleiterin Tierseuchen/Tierschutz im Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, Dr. Anne- Kathrin Lohrenz, am Montag dem Nordkurier auf Anfrage mit. „Grund dafür waren die schlechten Haltungsbedingungen der Tiere“.

Margret Kuhlmann, Leiterin des Tierheimes Malchow, Vorsitzende des Tierschutzvereins Waren und stellvertretende MV-Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes e. V., sagte, viele der Tiere seien „sehr abgemagert“, dafür könne aber auch Zahnstein die Ursache sein. Eine Tierärztin untersuchte am Montag die nun in Malchow untergebrachten Katzen. Tierschützerin Kuhlmann hatte am Wochenende auch berichtet, Räume, in denen die Katzen untergebracht waren, seien durch Kot und Urin verschmiert gewesen. Zudem hätten die Katzen unter Würmern und Flöhen gelitten.

Miezhaus2Der Vorsitzende des Neubrandenburger Tierschutzvereins, Kurt Kadow, wies die Vorwürfe zurück: „Was hier passiert, ist jenseits von Gut und Böse.“ Bei einer Ortsbegehung am Montag mit dem Nordkurier versicherte er, der Zustand der Räumlichkeiten sei im Vergleich zur Vorwoche nicht verändert worden. Sowohl Außen- als auch Innenanlagen der Einrichtung in der Bergstraße machten einen gepflegten Eindruck. Das Veterinäramt hatte laut Lohrenz nach einer Beschwerde zunächst am 18. Oktober eine Kontrolle durchgeführt. Danach rückten die Behörde noch zwei Mal an, um die Katzen in Obhut zu nehmen. Die Sachgebietsleiterin führte an, im „Miezhaus“ seien deutlich mehr Tiere untergebracht gewesen, als die Haltungseinrichtung erlaubt. Der Gesundheitszustand der Tiere sei teilweise „sehr schlecht gewesen“. Ein Gnadenhof sei „grundsätzlich nur für die Aufnahme von älteren Tieren geeignet“, die dauerhaft bis zum Lebensende in dieser Einrichtung leben dürften. Weil eine Vermittlung an neue Besitzer aus dem Gnadenhof heraus grundsätzlich nicht möglich ist, sei dieser aber nicht dazu geeignet, junge Tiere aufzunehmen, betonte Anne-Kathrin Lohrenz. Die Aufnahme solcher Tiere obliege den Tierheimen. Dort gebe es sachkundiges Personal und geeignete Quarantäneeinrichtungen, so dass auch Tiere mit unterschiedlichem Gesundheitszustand untergebracht werden könnten.

Aufnahmeverbot für den Gnadenhof
Kadow räumt offen ein, dass „dass wir zu viele Katzen hatten“. Grund sei allerdings, dass die Tierheime voll seien und keine Tiere mehr aufgenommen hätten. Bis nach Hamburg und Lübeck seien Anfragen gestellt worden. Auch habe der Verein mehrere jüngere Katzen vom Gelände einer aufgegebenen Laube geholt und diese aufgenommen. „Was wir machen sollen, die Tiere verhungern lassen?“ Er betonte zugleich, dass der Gnadenhof im Vergleich zum Vorjahr erweitert worden sei.

Den Vorwurf der Verwahrlosung ließ der Vereinsvorsitzende nicht gelten. „Bei uns wird einmal am Tag groß geputzt, und die Tiere kriegen zweimal täglich Futter“, sagte der Ehrenamtler. Der Tierarzt der Einrichtung habe diese zudem erst Mitte vergangener Woche besucht und keine Beanstandungen gehabt.

Den Einsatz des Veterinäramtes kritisierte Kadow als „völlig überzogene Reaktion“. Zum Wohle der Tiere hätte man sich vor solch einer „brachialen Aktion“ zunächst an einen Tisch setzen und über gemeinsame Maßnahmen sprechen können. „Jetzt ging es ja auf einmal auch.“ Ganz besonders gravierend findet es der Vereinsvorsitzende, dass aus Quarantäneboxen kranke Tiere mitgenommen worden seien, die regelmäßig ihre Medikamente bräuchten.

Das Veterinäramt sicherte deren fachgerechte Versorgung zu. Die Tierschützer der anderen Vereine kümmerten sich nun „dankenswerterweise“ in Zusammenarbeit mit den Tierärzten um deren Pflege. Die Behörde hat den Gnadenhof für die Aufnahme von Tieren zunächst gesperrt. Es dürfen auch keine Tiere aus dieser Einrichtung vermittelt werden.

Quelle: Nordkurier Kontakt zum Autor Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!