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Die todkrank ausgesetzte

Katze von der Autobahn

Witti1Von Petra Konermann

Katze „Witti“ hat die schlechtesten und die besten Erfahrungen gemacht, die man als Wesen mit vier Pfoten mit Menschen sammeln kann. Erst wurde das Tier brutal verstoßen, dann gerettet und schließlich im Tierheim Malchow liebevoll umsorgt.

MALCHOW. Meist geschieht das, was dieser Katze widerfahren ist, so, dass niemand etwas mitbekommt. In Falle von „Witti“ jedoch ist das anders. „Witti“ heißt die grau getigerte Katze deshalb, weil ihr Fundort eine Autobahnraststätte an der A 19 bei Wittstock war. Dort beobachtete ein Mann eine schreckliche Szene. Ein silberfarbener Audi mit Berliner Kennzeichen fuhr vor, eine Frau stieg aus, setzte eine Katze aus, stieg wieder ins Auto und brauste davon.

Die Katze sprang erschrocken auf den Mann zu, der glauben musste, seinen Augen nicht zu trauen. Welcher Mensch ist zu so etwas fähig? Er versuchte, die Frau noch zu stoppen. Vergeblich. Die „Tierfreundin“ fuhr davon, die Katze blieb zurück. Ihr Glück im Unglück war, dass sie auf einem Menschen traf, der nicht wegschaute, der erkannte, dass hier ein lebendes Wesen Hilfe braucht. Der Mann alarmierte einen Kumpel, und gemeinsam brachten sie das Tier ins Malchower Tierheim.

Die Schreie, die das Tier bei seiner Ankunft dort ausstieß, klingen der Tierheimleiterin Margret Kuhlmann immer noch im Ohr. „Es war kein Miauen, es war ein Schreien. So schreckliche Laute hatte ich noch nie von einer Katze gehört. Und sie hechelte, etwas, das man bei Katzen nur sehr, sehr selten beobachten kann“, sagte sie. Zunächst dachten die Malchower Tierheim-Mitarbeiter noch, dass der Schreck und dazu die 39 Grad Hitze an diesem Tag dem Tier zu schaffen machten. Es wurde in den Quarantäne-Raum der Einrichtung gebracht und versorgt. Doch am nächsten Tag schrie das Tier weiter, war scheu und aufgeregt, es ging ihm immer schlechter. Margret Kuhlmann schwante, dass hinter diesem Verhalten sehr viel mehr stecken musste, als allein der Schreck über das Aussetzen an der Autobahn und die Strapazen eines Hitzetages. Eine Untersuchung beim Tierarzt brachte dann schnell die Diagnose: Die Katze hatte einen fast einen Zentimeter großen Blasenstein. „Es litt höllische Schmerzen, deshalb das Schreien und die riesigen Pupillen“, berichtet Margret Kuhlmann.

Witti2Ohne OP wäre „Witti“ qualvoll gestorben
Mit einer Operation wurde „Witti“ der Blasenstein entfernt. Dabei bemerkten die Ärzte auch, dass der Katze die komplette Gebärmutter fehlte, sie kastriert war. „Es muss also Menschen im Leben dieser Katze gegeben haben, die sich um sie gekümmert haben“, meint Margret Kuhlmann. Warum aber die Katze dann später so brutal verstoßen wurde, darüber kann die Tierheim-Leiterin nur spekulieren. „Vielleicht hatten die Besitzer Angst vor noch mehr Tierarztkosten? Ich weiß es nicht. Fakt ist: Wenn die Männer das Tier nicht zu uns gebracht hätte, dann wäre es an dem Blasenstein jämmerlich zugrunde gegangen“, sagt sie.

„Witti“ hat nun nach überstandener OP ihren eigenen Bereich mit freiem Auslauf im Malchower Tierheim. Doch sie ist scheu, versteckt sich, reagiert auf jedes noch so kleine Geräusch oder auf jede Bewegung von Fremden. Einzig Margret Kuhlmann darf sie streicheln. Schmerzen hat „Witti“ nicht mehr, sie ist auf dem Weg der Besserung, auch wenn sie immer noch ab und an blutigen Urin verliert. „Die Blase, die innerlich von dem Stein verletzt wurde, braucht Zeit zum Heilen. Das wird“, ist Margret Kuhlmann zuversichtlich. Die Quarantäne-Station des Malchower Tierheims ist derzeit gut gefüllt. Darin befindet sich unter anderem ein nur wenige Wochen altes Kätzchen. Das hatte jemand mit seinem Katzen-Geschwisterchen am Futterplatz des Tierschutzvereins Waren e. V. an der Teterower Straße ausgesetzt.

Ohne zu bedenken, dass gerade geborene Katzen mindestens ein Vierteljahr Muttermilch brauchen und keine feste Nahrung verwerten können. Abgemagert – „nur noch Haut und Knochen“, so berichtet es Margret Kuhlmann – sind die Katzen dann ins Tierheim nach Malchow gekommen. Ein Kätzchen überlebte das Aussetzen nicht, es starb später im Tierheim. Das Geschwister-Kitten hat bislang überlebt und wird dort aufgepäppelt. „Ganz über den Berg ist es nicht, aber wir hoffen sehr, dass es ihm bald besser geht“, meint die Tierheim-Leiterin.

Quelle: Nordkurier Kontakt zur Autorin Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!