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Schweine-Aus

in Teterow

TeterowDie Danish Crown GmbH Teterow will keine Schweine mehr schlachten. Das könnte Betriebe in den Ruin stürzen.

Von Axel Meyer
Teterow. Der größte Schlachthof in Mecklenburg-Vorpommern – die Danish Crown GmbH Teterow (Landkreis Rostock) – stellt die Schweineschlachtung nun offenbar doch ein. Informationen aus der Branche zufolge soll die Belegschaft am kommenden Montag darüber informiert werden. Welche Auswirkungen die Maßnahme für die rund 200 Mitarbeiter hat, ist bislang unklar.

Für die Ernährungsbranche in Mecklenburg-Vorpommern wäre das ein herber Verlust. Bereits im August 2018 hatte das Unternehmen die Schweineschlachtung deutlich zurückgefahren – damals offiziell wegen zu geringer Nachfrage. Zu dem Zeitpunkt hieß es noch, es würde sich um eine vorübergehende Maßnahme handeln. Danish Crown schlachtet nach eigenen Angaben in Teterow pro Jahr 500 000 Schweine, 100 000 Rinder und 25 000 Lämmer.

„Mit großer Enttäuschung habe ich vernommen, dass die Schweineschlachtung in Teterow eingestellt werden soll“, sagte der Schweriner Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am Freitag auf Anfrage der OSTSEE-ZEITUNG. Für die Schweinehalter und das Fleischerhandwerk in Mecklenburg-Vorpom- mern wäre dies ein Schlag ins Gesicht. „Die Übernahme des Betriebes durch Danish Crown habe ich damals vor allem unter der Voraussetzung begrüßt, dass die Schweineschlachtung am Standort Teterow fortgesetzt wird“, betonte Backhaus.

Bereits im September könnte die Schweineschlachtung dichtgemacht werden, hat der Vorsitzende des Schweinezuchtverbands Nord/Ost, Torsten Roder, erfahren. Bis dahin eine Alternative zu finden, sei für die Betriebe unmöglich. Roder setzt im Unternehmen „Armin Roder und Söhne“ in Viecheln (Landkreis Rostock) auf die sogenannten Strohschweine. Die Tiere würden mit ausreichend Platz und Strohliegeflächen gehalten. Dafür sei der Betrieb vom Tierschutz zertifiziert worden. 1,1 Millionen Euro hat Roder in drei neue Ställe investiert. Das Aus der Schweineschlachtung in Teterow könnte das Unternehmen in den Ruin stürzen. Denn eine weitere Bedingung für das Tierschutz-Zertifikat lautet: kurze Transportwege für die Schweine. „Die Transportwege dürfen maximal 200 Kilometer betragen“, sagte Roder.

Wenn Teterow ausfalle, müssten die Schweine zum Schlachten jedoch womöglich bis zu 500 Kilometer durch die Gegend gefahren werden, kritisierte der Geschäftsführer der Rostocker Fleischerei Ledder, Andreas Ledder. Das könne nicht im Sinne des Tierwohls sein. „Wir sind ein Flächenland, und wenn wir die Regionalität stärken wollen, muss es in Mecklenburg-Vorpommern mindestens einen zweiten Schlachthof geben, um den Bedarf zu decken“, fordert Ledder.

Bislang hatte Danish Crown stets dementiert, die Schweineschlachtung in Teterow einzustellen. Im August 2018 hatte das dänische Unternehmen jedoch zwei Schlachttage pro Woche gestrichen. Danish Crown hatte im Jahr 2017 die Teterow Fleisch GmbH von der süddeutschen Färber AG übernommen. Schon damals gab es Gerüchte, dass die Dänen aus Teterow einen spezialisierten Rinderschlachtbetrieb machen wollen.

Das Aus für die Schweineschlachtung wäre ein Desaster für das Fleischerhandwerk in MV, betonte auch Ronald Finck, Geschäftsführender Vorstand beim Fleischer-Einkauf Rostock. Und fragt: „Wie können wir dann noch regionales Schweinefleisch in MV anbieten?“ Kurze Transportwege, Tierwohl und Regionalität würden Danish Crown nicht interessieren, sagte Ledder.

Teterow2Würde die Schweineschlachtung in Teterow geschlossen, müssten die kleinen und mittelständischen Betriebe in andere Städte ausweichen, etwa nach Perleberg, Kellinghusen, Weißenfels, Altenburg oder auch ins polnische Stettin, sagte Backhaus. Gespräche mit Investoren zur Errichtung kleinerer Schlachtstätten in MV hätten bislang keine Ergebnisse gebracht. Backhaus habe aber „ein großes Interesse an einem regionalen, kleineren Schlachthof zur Umsetzung von Qualitätsfleischprogrammen“. Entsprechende Initiativen aus der Wirtschaft würde das Ministerium „mit allen verfügbaren Mittel unterstützen“.

Danish Crown äußerste sich am Freitag auf OZ-Anfragen nicht.

Quelle: Ostseezeitung