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Igeldame

von Mähroboter verletzt

MaehroboterIgelVon Simone Pagenkopf

Regina und Marcel Heinle päppeln seit Oktober vergangenen Jahres das schwer verletzte Tier auf. Sie sind Außenpflegestelle der Igelstation Groß Potrems. Die Igelhilfe in MV kämpft um ein Verbot des nächtlichen Einsatzes von Mährobotern.

MaehroboterIgel2TETEROW. Behutsam hält Regina Heinle Muckilinchen in den Händen. Die Igeldame hat sich gerade gestärkt. „Sie hat einen starken Lebenswillen“, sagt die Teterowerin, die vorsichtshalber aber nachschaut, dass keine Futterreste an der Wunde zurück blieben, die möglicherweise zu einer Infektion führen könnten.

Seit Oktober vergangenen Jahres päppeln Regina und Marcel Heinle den Igel auf. Dessen eine Gesichtshälfte ist schwer verletzt. Die Haut fehlt, ebenso das Unterlid, die Zähne liegen frei. Nekrosen, also abgestorbenes Gewebe, und Schorfplatten mussten entfernt werden, auch Maden. Auf 600 Gramm war der ausgewachsene Igel abgemagert, als er im vergangenen Jahr zum Tierarzt gebracht wurde. Das heißt, dass er sich bereits längere Zeit herumgequält haben muss. Heinles wurden gefragt, ob sie die Pflege übernehmen können. Als Außenpflegestelle der Igelstation von Heidi French in Groß Potrems kümmern sich Regina und Marcel Heinle schon seit mehreren Jahren um Igel, die sie zum Beispiel von der Straße retten oder die sie von Heidi French in Obhut nehmen. Immer mit dem Ziel, dass die Tiere wieder ausgewildert werden.

Osterfeuer umschichten, um Tiere zu retten
Ob das auch bei Muckilinchen klappt? Ein bisschen skeptisch sind sie da noch, geben Regina und Marcel Heinle zu. Sie haben die Heilung der Igeldame dokumentiert, verschwinden werden die Spuren der schweren Verletzungen aber nicht. Es sind Verletzungen, die durch einen Rasenroboter verursacht wurden. Alles, was leicht nachgibt, wird überrollt, haben Tests unter anderem mit ausgestopften Wollsocken ergeben. Da Igel keine Fluchttiere sind und sich lediglich einrollen, stellen sie für einen Mähroboter keinen Widerstand dar.

„Die Leute denken, sie haben ein Sorglos-Programm mit dieser Technik. Die meisten wissen gar nicht, was sie damit auslösen können. Es ist traurig, was alles passiert“, sagt Marcel Heinle. Zudem sei auch die Nahrungsgrundlage für Igel und andere Arten gefährdet, die sich vorwiegend von nachtaktiven Insekten auf Rasenflächen ernähren.

Michaela Kleinsorge von der Igelhilfe-Rostock hat eine Petition gestartet, um zu erreichen, dass nach Einbruch der Dämmerung der Einsatz von Mährobotern verboten wird. Knapp 5000 Unterschriften sind bisher zusammen gekommen. Interessierte können sich im Internet informieren und die Petition unterstützen. Zudem bittet die Igelhilfe- Rostock gerade jetzt vor dem Osterfest mit sicherlich wieder vielen Osterfeuern auch eindringlich darum, dass die Feuerstellen mit Gartenabfällen vor dem Anzünden umgeschichtet werden. Igel liegen noch im Winterschlaf und sind unfähig zu flüchten, heißt es. Das betrifft auch viele andere Tierarten, die hier Schutz gesucht haben. Auch bei Regina und Marcel Heinle liegen die Igel, um die sie sich neben Muckilinchen kümmern, noch im Winterschlaf. Vier sind es aktuell. Bis zu sechs Igel können sie aufnehmen. Sie haben extra Igel-Gehege gebaut. „Unseren ersten Igel hatten wir gefunden, da wohnten wir noch gar nicht in Teterow“, erzählt Regina Heinle. Hier haben sie sich dann auch wieder als Außenpflegestelle angeboten.

Falsches Klischee: Milch darf man Igeln nicht geben
Für ihre kleinen Pflege-Gäste auf Zeit sind sie natürlich auch immer auf der Suche nach Auswilderungsstellen. Da sollten keine großen Straßen in der Nähe sein, keine Todesfallen wie Teiche. Am besten seien naturnahe Gärten, wo sich die Tiere auch selbst versorgen können. „Sie haben einen guten Instinkt. Sie können ihren Weg finden“, sagt Marcel Heinle. Aber wenn das schrittweise passiert, verbessere das natürlich ihre Prognose. Deshalb freuen sich Heinles, wenn auch bei anderen die Bereitschaft da ist, ein Stück Garten zur Verfügung zu stellen und anfangs vielleicht noch ein bisschen zuzufüttern. Aber um mal gleich mit einem Klischee aufzuräumen: Milch darf man Igeln nicht geben. Die vertragen sie nämlich gar nicht. „Die finden sie in der Natur auch nicht. Man hat ja auch noch keinen Igel am Euter hängen sehen“, so Marcel Heinle.

Was Igeldame Muckilinchen betrifft: Mit ihr fahren Regina und Marcel Heinle im Sommer zur Igelstation nach Rostock. Dort wollen sie dann den Freilandtest machen.

Wer Fragen hat oder Hilfe für Igel sucht, der kann sich im Landkreis Rostock an die Igelhilfe MV, Heidi French in Groß Potrems,Telefon 038208 13472, oder auch an Regina Heinle mit ihrer Pflegestelle in Teterow unter regina.heinle@ googlemail.com wenden.

Petition „Nächtliche Einschränkung für Mähroboter“: openpetition. de/petition/online/igelschutznachtverbot- fuer-maehroboter

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Quelle: Nordkurier