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Bretschneider droht 

AfdVereinschef vor der Wahl

Von Carsten Korfmacher

Der Vorsitzende eines Neubrandenburger Tierschutzvereines will bei den Kommunalwahlen für die AfD antreten. Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider forderte seinen Rücktritt – und kassierte dafür Schelte.

NEUBRANDENBURG. Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (SPD) hat durch einen öffentlichen Facebook-Post für Wirbel gesorgt. Die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte Sozialdemokratin, die sich derzeit in Schwerin vertreten lässt, forderte den Vorsitzenden des Tierschutzvereins Neubrandenburg, Kurt Kadow, auf, mit sofortiger Wirkung sein Amt niederzulegen. Grund dafür sei Kadows „Kandidatur für die AfD“, schrieb sie in der Nacht zu Freitag.

Sie bezieht sich darauf, dass Kadow in dieser Woche bekannt gab, sich als Nicht- Parteimitglied auf die Liste der Neubrandenburger AfD für die kommende Kommunalwahl setzen zu lassen. Sie hätte nicht erwartet, schreibt Bretschneider auf der Seite des Tierschutzvereins, dass sich Kadow mit einer Partei „gemein macht, die in ihrem Wesen völkisch-nationalistisch und in Teilen rechtsradikal bis rechtsextremistisch und zum Teil in kriminelle Machenschaften verstrickt“ sei. Sie schloss den Beitrag mit der Drohung, aus dem von Kadow geleiteten Verein auszutreten.

Kadow konnte die Äußerung der Landtagspräsidentin nicht nachvollziehen. „Wenn ich für eine andere Partei antreten würde, hätte sich niemand daran gestoßen“, sagte er dem Nordkurier. Er betonte, dass er kein AfD-Mitglied sei, sondern lediglich auf der Liste der Partei für die Kommunalwahl antrete. „Ich habe das Parteiprogramm gelesen und kann mich damit identifizieren. Wären Leute dabei, die irgendwie rechtsradikal sind oder denen man Straftaten nachweisen kann, dann wäre ich auch nicht dabei.“ Bretschneiders Drohung, aus dem Verein auszutreten, bezeichnete Kadow als „plumpen Versuch, andere Mitglieder zum Austritt zu bewegen“. Am Freitag wurde bekannt: Bretschneider ist gar nicht mehr Mitglied des Tierschutzvereines Neubrandenburg. Dem Nordkurier liegt die Austrittsbestätigung des Vereins vor, die Bretschneider Anfang 2018 zugesendet wurde. Daraus geht hervor, dass die Sozialdemokratin ihre Mitgliedschaft am 6. November 2017 kündigte. Da Sie dennoch Ihren Mitgliedsbeitrag für das Jahr 2018 zahlte, bestätigte ihr der Verein die Kündigung zum 31. Dezember 2018. Vom Nordkurier auf diesen Widerspruch angesprochen, erklärte Bretschneider ein, im Zuge ihrer Krebs-Erkrankung hätten wohl ihre Mitarbeiter diesen Schritt für sie vollzogen. Inhaltlich wiederholte sie ihre Kritik: „Wer auf diesem Gebiet eine öffentliche Funktion übernimmt, muss integer sein. Das sehe ich bei Kurt Kadows Kandidatur für die AfD nicht gegeben.“

Die AfD wandte sich mit deutlichen Worten gegen Bretschneider. Der Neubrandenburger AfD-Bundestagsabgeordnete Enrico Komning sie als „Heuchlerin“, die vorsätzlich die Gesellschaft spalte. Sein Bundestagskollege Leif-Erik Holm forderte den Rücktritt Bretschneiders: „Es reicht, Frau Bretschneider, treten Sie zurück. Sie sind eine Schande für Mecklenburg-Vorpommern.“
Quelle: Nordkurier Kontakt zum Autor Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!