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Viel zu viele

Tiere in der Wohnung

TiermessiVeterinäramt muss einschreiten

Von Bärbel Gudat

Immer wieder müssen Tierheime beschlagnahmte Hunde und Katzen, aber auch andere Tiere aufnehmen. Das Veterinäramt des Landkreises wird meist nach Hinweisen tätig und bringt dann die Tiere bei ihren Partnern in den Tierheimen unter

KRIESOW. Hund und Katze sind der Deutschen liebste Haustiere. Aber nicht jeder hat ein Haus mit Garten oder gar ein Gehöft mit viel Platz auf dem Land. Ein Tierkauf will generell gut überlegt sein, das sagt auch Silke Greier, Leiterin des Tierheimes in Altentreptow. Sie hat mit den Vierbeinern zu tun, die dann niemand mehr will, wie die Hündin Heidi.

Die Schäferhündin wurde an der Autobahnbrücke zwischen Breest und Klempenow gefunden. Das Tier ist mittleren Alters und hat in der Vergangenheit wahrscheinlich schon geworfen. Die Hündin war nicht nur abgemagert, sondern hatte auch einen starken Milbenbefall: Das Fell an Schwanz und Hinterteil war fast gänzlich abgescheuert. Die Tierschützer suchten nach dem Halter. Es hat sich jedoch niemand gefunden, der das Tier vermisst oder dem es einfach lästig war. Die Hündin hat sich im Tierheim dank der guten Betreuung erholt und auch das Fell wächst langsam nach.

Durchsuchung von Wohnung in Kriesow
Aber es gibt noch schwerwiegendere Fälle. Das Veterinäramt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte war kürzlich in Kriesow tätig und hat dort mit Hilfe eines richterlichen Durchsuchungsbeschlusses die Tierhaltung in der Wohnung eines Tierhalters und auf einer Grünfläche kontrolliert, teilte das Amt auf Nachfrage mit.

Aufgrund der tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen wurden mehrere Hunde und Katzen fortgenommen und in einem Tierheim pfleglich untergebracht. Aufgrund des laufenden Verfahrens gibt das Amt aber keine detaillierten Auskünfte. Katzen und Katzenjunge werden in Neukalen im Katzenhaus betreut, soviel war in Erfahrung zu bringen. Der Tierschutzverein Demmin hat das Neukalener Haus in den vergangenen Monaten umgebaut und nutzt es nun. Eine Hündin und deren Welpen leben außerdem in Demmin im Tierheim.

Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte gibt es weitere Vertragspartner des Veterinäramtes. Das Heim in Sadelkow kümmert sich um solche Tiere, aber auch die Tierheime Neustrelitz und Malchow. Dort bringt das Amt Tiere aus Wohnungen oder auch von Gehöften unter, weil die Haltung einfach nicht stimmt oder viel zu viele Tiere auf einer zu kleinen Fläche leben müssen. Es kann passieren, dass die Halter ihre Tiere später zurückbekommen, aber Auflagen wie eine Kastration des Hundes oder der Katze erfüllen müssen. Es kann aber auch soweit gehen, dass ein Tierhalteverbot ausgesprochen wird. Solche Fälle nehmen zu, weiß die Vorsitzende des Tierschutzvereins Demmin, Kerstin Lenz. Nicht immer kann man solchen „Tiersammlern“ das Handwerk legen. Es sei ja nicht verboten, Tiere in der Wohnung zu halten, auch nicht zu züchten oder Tiere zu verkaufen. Die Kontrolle ist deshalb nicht so einfach. So kann es sein, dass es Leute gibt, die vom Verkauf von Welpen leben. Sie bieten die kleinen Hunde an, übergeben sie ohne Vertrag, sodass es dann schwer ist, nachzuweisen, dass sie dafür Geld bekommen haben. Die Tierschützerin weiß das, weil bei ihr schon Käufer nachgefragt haben, weil sie für gerade geborene Welpen bereits Anzahlungen geleistet haben. Kerstin Lenz erinnert sich außerdem an einen Fall aus der Vergangenheit, wo an die 200 verschiedene Tiere kurzfristig untergebracht werden mussten.

Vermieter muss Genehmigung geben 
Tiere in Mietwohnungen zu halten, bedarf schon einer Genehmigung der Vermieter. „Bei uns ist die Tierhaltung genehmigungspflichtig“, sagt die Geschäftsführerin des Gemeinnützigen Wohnungsunternehmens Altentreptow (GWA), Stefanie Tines. Das heißt, wer Hund oder Katze oder auch andere Tiere halten möchte, sollte bei der GWA einen Antrag stellen. Kleintiere wie Hamster oder Fische dürfen natürlich auch ohne Genehmigung gehalten werden. Bei großen Aquarien gehe es allerdings auch um die Statik. Wer nachfragt, ist immer auf der sicheren Seite. Auch bei der Wohnungsgesellschaft Kastorfer See mit Sitz in Tützpatz ist die Tierhaltung nur mit Absprache möglich, sagt deren Geschäftsführerin Christine Röpke. Auch ihre Mieter sollten sich die Haltung genehmigen lassen.
Quelle Nordkurier Kontakt zur Autorin Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Seit Dokumentation der Fallzahlen im Jahre 2012 sind über 17 000 Tiere betroffen
Animal Hoarding stellt laut Deutschem Tierschutzbund ein bundesweites Problem dar. In den letzten Jahren seien tendenziell immer mehr Fälle bekannt geworden, wie eine nun veröffentlichte Auswertung vom Februar 2019 des Deutschen Tierschutzbundes zeigt. Neben den betroffenen Tieren, die unter den tierschutzwidrigen Haltungen leiden, hätten die Tierheime mit der hohen Anzahl und der Behandlung der oft verwahrlosten Tiere personell und finanziell zu kämpfen, heißt es. Seit Beginn der Dokumentation der Fallzahlen im Jahr 2012 waren nach Angaben des Tierschutzbundes insgesamt mindestens 17 055 Tiere betroffen. „Die Anzahl der Tiere pro Fall lag dabei zwischen fünf und maximal eintausend. Im Durchschnitt wurden 76 Tiere gehortet – in den meisten Fällen Katzen, gefolgt von Hunden und kleinen Heimtieren, vor allem Kaninchen“, heißt es weiter. Während die Gesamtzahl der gehorteten Tiere nach Angaben der Tierschützer in einer früheren Auswertung (Zeitraum 2012-2015) bei 9174 Tieren lag, wurden im Zeitraum von 2016 bis Mitte 2018 bereits insgesamt 7581 Tiere erfasst. Ob die tendenziell steigende Anzahl der Fälle und die damit einhergehende größere Anzahl gehorteter Tiere auf eine tatsächliche Zunahme von Animal Hoarding zurückzuführen sei, bleibe jedoch unklar. Es könnten ebenso ein verbesserter Vollzug, eine häufigere Berichterstattung in den Medien oder eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit und damit eine vermehrte Meldung von Verdachtsfällen bei Polizei und Veterinärbehörden Ursache für den Anstieg sein. Quelle: Deutscher Tierschutzbund