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Plötzlich tauchen Fund-Hunde auf

Nicht mal eine Woche nachdem sich die Rosenower Gemeindevertreter die Fundtierpauschale ablehnten, werden insgesamt drei Hunde in der Gemeinde gefunden. Findet jetzt doch noch ein Umdenken statt?

Fundhunde1ROSENOW. Es scheint wie bestellt. Nachdem mehr als acht Jahre lang in Rosenow kein Fundtier mehr gemeldet wurde, um das sich Tierheim oder Gemeinde kümmern müssen, tauchten am Sonntag gleich drei Hunde auf. Eine Hündin mit ihren zwei Welpen. Die Finderin rief die Polizei, diese wandte sich an den Tierschutzverein (TSV) Demmin. Exakt der Verein, der aktuell eine Fundtierkostenpauschale anbietet, um derartige Sachverhalte unkompliziert und unbürokratisch lösen zu können. Für die Gemeinde Rosenow hätte die allerdings eine Ausgabe von 1200 Euro im Jahr bedeutet. Als nicht lohnend befand die Gemeindevertretung erst kürzlich die Pauschale und lehnte den Vertrag ab. Doch wieso wurde dann der Tierschutzverein am Sonntag angerufen, um die Tiere abzuholen? Rosenows Bürgermeister Norbert Stettin hatte bis zur Nordkurier-Nachfrage noch gar nichts vom Fall der drei Hunde mitbekommen.

„Wieso wurde uns denn nichts gesagt?“, fragt er erstaunt. Immerhin kümmere sich doch sonst die Gemeinde, wenn Tiere fernab ihrer Frauchen und Herrchen herumlaufen. „Wir haben zwei Hausmeister, die immer erreichbar sind und auch ich werde in solchen Fällen normalerweise informiert“, sagt er. Nie habe es damit Probleme gegeben. „Ich dürfte fast jeden Hundehalter in der Gemeinde kennen“, setzt er nach. Rosenow sei daher auf externe Hilfe nicht angewiesen. Auch nicht am Wochenende. Tatsächlich hatte sich die gerufene Polizei aber bei Kerstin Lenz, der Vorsitzenden des TSV Demmin, gemeldet. Die Tierschützerin machte sich dann nach eigener Aussage auf, die ungechippten Tiere ohne Halsband abzuholen und im Tierheim unterzubringen. Sowohl die Polizei als auch die Finderin seien dafür sehr dankbar gewesen. Denn, so betont Lenz, sie hätte gar nicht reagieren müssen, da es keinen Vertrag mit der Kommune gebe und diese für die Fundtiere und die Finanzierung verantwortlich sei. „Die drei Stunden, die ich am Sonntag dafür unterwegs war, bezahlt mir doch niemand“, gibt sie zu bedenken.

Es ist Pflichtaufgabe der KommuneFundhunde2
Die Nachfrage beim zuständigen Polizeirevier Malchin ergab, dass Kerstin Lenz neuerdings für den Bereich Stavenhagen als offizielle Ansprechpartnerin angegeben ist. Woher diese Anordnung kommt, blieb zunächst ungewiss. Tatsächlich sind Lenz und der Tierschutzverein nur für die Kommunen zuständig, mit denen auch ein Vertrag geschlossen wurde. Die Stadt Stavenhagen gehört beispielsweise dazu, viele Gemeinden des gleichnamigen Amtsbereiches allerdings nicht. Doch nach der Theorie müsste die Polizei für jede vertragslose Gemeinde einen eigenen Ansprechpartner bereithalten. Dies ist offensichtlich nicht der Fall. „Es ist eine Pflichtaufgabe der Kommune“, sagt Kerstin Lenz und ist sich in diesem Punkt durchaus mit Norbert Stettin einig. In Bezug auf die von einigen Gemeinden abgelehnte Fundtierkostenpauschale fügt sie hinzu: „Wir wollen nichts geschenkt haben, sondern ein zuverlässiger Partner sein.“ Ein Partner, den die Gemeindevertretung Rosenows nicht will. „Wir werden im Amtsblatt noch einmal einen Artikel veröffentlichen, damit jeder in der Gemeinde weiß, dass wir an jedem Tag der Woche diesbezüglich ansprechbar sind“, verspricht Bürgermeister Stettin.

In dem Fall vom vergangenen Sonntag ist zumindest die Kostenfrage geklärt. Denn nachdem der Tierschutzverein Bilder der ausgebüxten Tiere in den sozialen Medien veröffentlichte, konnte der Besitzer schnell ermittelt werden. So gibt es zumindest für die Hündin und ihre beiden Welpen in dieser Geschichte ein Happy End. Für alle anderen Beteiligten scheint hingegen ein undurchsichtiger Streit über Regulierung und Zuständigkeiten gerade erst begonnen zu haben.

Kontakt zum Autor Von Tim Prahle Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Fundtiere: Amt übt sich in Aufklärung

Von Tim Prahle

Nachdem in Rosenow drei Hunde gefunden und vom Tierheim Demmin abgeholt wurden, flammte das Thema der Fundtierkostenpauschale wieder auf.

ROSENOW/STAVENHAGEN. Wer ist für gefundene Tiere zuständig, wer trägt die Kosten? Als vergangenes Wochenende drei Hunde in Rosenow aufgesammelt und ins Tierheim Demmin gebracht wurden, wunderte sich Bürgermeister Norbert Stettin, wieso die Gemeinde selbst davon gar nichts mitbekam. Und Kerstin Lenz vom Tierschutzverein (TSV) Demmin beklagte, dass sie im Auftrag der Polizei handele, obwohl die Gemeinde selbst einen Vertrag, der dieses Vorgehen rechtfertigen könnte, ablehnt. Das Amt Stavenhagen bringt nun auf Nordkurier-Nachfrage ein wenig Licht ins Dunkel.

Fürs Erste. Aktuell kümmere sich das Ordnungsamt in der Zeit der Sprechstunden seiner Verwaltung für die Gemeinden um derartige Fälle. Außerhalb dieser Zeiten müsse das Ordnungsamt die Aufgabe ebenfalls wahrnehmen und hat daher aktuell keine andere Möglichkeit als die Unterbringung im Tierheim zu veranlassen. Das funktioniere in dieser Form allerdings nur noch bis zum Jahresende. Ab 2019 ist der TSV Demmin nicht weiter bereit, diese Leistung kostenlos zu erbringen und fordert einen Fundtierkostenpauschalvertrag. Wurde dieser nicht geschlossen, wie im Fall von Rosenow, muss sich die Gemeinde dann eigenständig um die Unterbringung der Tiere kümmern. Wie und ob die Gemeinden das dann gewährleisten können, sei allerdings noch nicht geklärt. Es würden aber aktuell Gespräche geführt.