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Der große Katzenjammer: Alle Tierheime sind übervoll

Die ehrenamtlichen Tierschützer im Landkreis stoßen an ihre Grenzen und die Kosten für Kastrationen und Unterbringung explodieren.

Tierschützer fordern den Landrat auf zu handeln. Doch die Verwaltung verweist auf rechtliche Probleme.

KatzenjammerWAREN. Den Mitgliedern des Umweltausschusses des Kreistages bleiben Fotos erspart. Die eindringlichen Worte von Tierschützerin Kerstin Lenz zeichnen aber wirkungsvolle Bilder. „Es sind elende Geschöpfe. Das tut in der Seele weh“, klagt die Vorsitzende des Demminer Tierschutzvereins. Egal ob in Malchow, Demmin, Neubrandenburg oder Neustrelitz, überall im Kreis ist der Katzenjammer groß. Die Tierheime sind übervoll. Die Ehrenamtler stoßen an ihre Grenzen und die Kosten explodieren.

Kerstin Lenz, die auch Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes ist, hat die Kastrationszahlen für die Seenplatte zusammengetragen. Demnach wurden im Jahr 2015 noch 435 Tiere kastriert. Ein Jahr später waren es 532. Im Vorjahr stieg die Zahl weiter auf 538. In diesem Jahr gab es bereits im Juli 472 medizinische Eingriffe. „Ein Ende ist nicht absehbar“, sagt Kerstin Lenz.

Vom Land gab es 60 000 Euro für die Kastrationen. 40 000 Euro davon gingen allein in die Seenplatte. „Wir als Tierschützer buttern noch dazu“, sagt Kerstin Lenz. Das Problem seien nicht die frei lebenden herrenlosen Katzen, sondern die nicht kastrierten Freigänger- Katzen. Tierschützer im Kreis fordern darum, dass geprüft wird, ob Halter von frei lebenden Katzen dazu verpflichtet werden können, für die Registrierung, die Einbringung eines Chips sowie für die Kastration ihrer Tiere zu sorgen.

Vorbild ist das Amt Schwaan, wo der Landrat des Landkreises Rostock eine entsprechende Verordnung erlassen hatte, sodass die Katzenhalter im Amt und in der Stadt Schwaan nun verpflichtet sind, ihre Freigänger-Katzen kastrieren zu lassen.

Verordnung wie in Schwaan könnte man vorab testen „Wir können das in drei oder vier Gebieten testen. Es muss aber jedem klar sein, dass das die Kommunen Geld kostet“, sagte Dr. Guntram Wagner, Leiter des Kreis-Veterinäramtes. Denn Wagner geht davon aus, dass sich viele Tierbesitzer vor den Kosten drücken werden. Zudem seien die Hürden für so einen Erlass nicht so einfach zu nehmen. „Man greift mit so einer Verordnung massiv in die Rechte der Tierhalter ein“, mahnte er.

Vorab müsse die hohe Katzenpopulation in klar definierten Bereichen und die damit verbundenen Leiden dokumentiert werden. Dafür wünscht sich die Kreisverwaltung Zuarbeit von den Tierschutzvereinen. „Wir sind guten Willens und werden die Gebiete besprechen“, versicherte Kerstin Lenz.

Unterstützung gibt es von der Linken-Fraktion im Kreistag durch Elke-Annette Schmidt. Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Kreistag und Malchows Stadtpräsidentin hat sich nach den Vorfällen in ihrer Heimatstadt Malchow, wo über 40 Katzen aus einem „Abrisshaus“ gerettet werden mussten, intensiv mit der Problematik der Zwangskastration bei Katzen beschäftigt.

Auch Margret Kuhlmann, Leiterin des Malchower Tierheimes und stellvertretende Landesvorsitzende des Tierschutzbundes MV, hofft, dass die Verordnung in der Seenplatte greift. „Wir hätten dann eine Grundlage, um Katzenhalter darauf hinzuweisen, welche Pflichten sie haben, und wir könnten auf Grundlage dieser Verordnung helfend eingreifen“, erklärte Margret Kuhlmann. Viele Katzenhalter seien verantwortungsbewusst und lassen ihre Tiere kastrieren, aber „es gibt eben auch Halter, die das nicht tun. Und an die müssen wir heran kommen“, sagte die Tierschützerin.
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